Seit zwölf Jahren ist es Tradition, dass IncantaRE, der Kammerchor des Kirchenbezirks Ruhr-Emscher, zu Beginn der Stillen Zeit im November zu Konzerten unter dem Titel "Ruh'n in Frieden alle Seelen" einlädt.
Alljährlich finden die Konzerte in der Friedhofskapelle des Parkfriedhofs in Bottrop statt; seit einigen Jahren nun auch wenige Tage später ein weiteres Mal in der Urnenkirche in Mülheim-Dümpten.
In diesem Jahr war das Programm als Gedenkkonzert an die Opfer des Zweiten Weltkriegs angekündigt, dessen Beginn sich im September 2019 zum 80. Mal jährte.
In der Kapelle des Parkfriedhofs in Bottrop
Flackernde Ewigkeitslichter säumten am 1. November 2019 in Bottrop den Weg vom Parkplatz zur Friedhofkapelle.
Helmut Manthey begrüßte die Zuhörer mit dem Hinweis, dass nur noch wenige Zeitzeugen leben, die die Grauen des Zweiten Weltkriegs miterlebt hätten. "Umso mehr ist es an uns, der Nachkriegsgeneration, die Erinnerung an diese schrecklichsten Ereignisse in der ganzen Menschheitsgeschichte wach zu halten und zu unserer Völkerverantwortung zu stehen. Wir hatten und haben eine glückliche Lebenszeit ohne Kriege in Europa - unsere Eltern und Großeltern haben mit allen am Krieg beteiligten Ländern unsägliches Leid erleben müssen."
Einfühlsam erklangen nun Trauer-, aber auch Trostlieder, die von einer gläubigen Hoffnung über den Tod hinaus berichteten. Dabei traute sich IncantaRE mit stimmlichem Wohlklang Chorliteratur auf hohem musikalischen Niveau zu, unter anderem auch Agnus Dei von Samuel Barber und Lux aeterna von Edward Elgar.
Als Gastmusiker bereicherte der renommierte Querflötist Howard Cohen u. a. mit der Vertonung des Filmmotivs "Schindlers Liste" arrangiert für Querflöte und Klavier das Programm. Als Übergang zur Lesungspause wurde "The holy city" - die heilige Stadt Jerusalem solistisch mit begleitendem Kammerchor besungen.
Die Lesungen berichteten dagegen aus einer Stadt, die im Krieg traurigste Berühmtheit erlangt hat: Stalingrad. Stellvertretend für die 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges wurde aus zwei Soldatenbriefen gelesen, die ein Russe und ein Deutscher aus der "Hölle von Stalingrad" geschrieben haben. Sie kennzeichnen einerseits die Schrecken des Krieges, andererseits aber auch die Hoffnung der Soldaten, ihre Lieben in der Heimat wiederzusehen.
In der Urnenkirche in Mülheim
Nur einen Tag später, am 2. November 2019, fand das Konzert in der Urnenkirche erneut statt. Der Bezirksvorsteher der Neuapostolischen Kirche, Bezirk Ruhr-Emscher, Werner von Parzotka-Lipinski führte durch das Programm. Inmitten der in Hunderten Stelen ruhenden Urnen, die die Besucher eine berührende Atmosphäre der Nähe zur jenseitigen Welt empfinden ließen, trug der Chor das Programm erneut mit spürbarer Herzensbewegung vor.
Mit einem tief empfundenen Frieden machten sich Zuhörer und Sänger gleichermaßen nach den Konzerten auf den Weg in die Stille Zeit.
© Gruppe IncantaRE (Bezirk Ruhr-Emscher)